Vesperkirche macht auf Kinderarmut aufmerksam
Aktion startet Mitte November im Stadtteil Süd
Die Situation von Kindern verbessern, die in Armut leben, will die Kindervesperkiche. Zum achten Mal findet die Aktion der Evangelischen Kirche in Ludwigshafen statt. Kinder aus der Albert-Schweitzer-Schule im Stadtteil Süd werden zwischen dem 15. und 19. November wieder zu Gast sein.
Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause kann die Protestantische Jugendkirche Ludwigshafen unter Leitung von Stadtjugendpfarrerin Florentine Zimmermann wieder eine „Einladung ins Gasthaus des Lebens“ in die Versöhnungskirche im Stadtteil Süd aussprechen. Seit 2012 findet die Veranstaltung statt. Sie soll die Situation von Kindern, die in Armut leben, verbessern helfen. Bei der Pressekonferenz am Mittwoch sprach sich Dekanin Barbara Kohlstruck für eine Kindergrundsicherung aus.
„Die Kindervesperkirche ist nicht die Rettung aus der Armut“, weiß Kohlstruck. Aber sie sei eine Möglichkeit für die Kinder, gute Erfahrungen zu machen. Die Dekanin weist auf die große Kinderarmut hin, die laut Bertelsmann-Stiftung in Ludwigshafen 2019 bei 24 Prozent lag. „Niemand wird ausgegrenzt. Durch den Klassen- und Stufenverband sind bedürftige Kinder vor einer Stigmatisierung geschützt“, betonte Zimmermann. Unabhängig von Konfession und Religion seien alle eingeladen, man beachte die Speisevorschriften der verschiedenen Religionen.
Punsch und Plätzchen, Waffeln und Würstchen – nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt am 4. Dezember kochen und backen die Schüler der Klasse HBF G20 der BBS Technik 2. Die Berufsschüler stellen, wie in den vergangenen Jahren, das Menü für die Vesper zusammen und dekorieren die Tische. Gleich nach dem Mittagessen bieten die Schüler der Anna-Freud-Schule BBS SGH Ludwigshafen Workshops für die Kinder an. Sport und Bewegung, Basteln und Handarbeiten sind angesagt.
Nicht nur die Schüler der Berufsbildenden Schulen sind mit Feuereifer dabei. Der Aufruf „Die Kindervesperkirche sucht helfende Hände“ hatte großen Erfolg. „Einige Frauen haben extra Urlaub dafür genommen“, berichtete Zimmermann. Sie helfen beim Servieren und beim Basteln und Spielen. Auch die katholische Nachbargemeinde Heilig Geist und das Quartiermanagement der Stadt griffen der Jugendkirche unter die Arme. Zahlreiche Sponsoren sorgten für finanzielle Unterstützung. „Wir haben keinen Verwaltungsaufwand“, betonte Antti Soramier von den Adlern Mannheim. „Adler helfen Menschen“, BVS-Catering Mannheim, die Bäcker Grimmiger und Schirmer sowie die Firma Odenwald-Quelle spendeten rund 5000 Euro für die Vesperkirche.
„Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die Evangelische Kirche sollte nicht wegschauen, sondern etwas gegen Armut tun, begründet Kohlstruck mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium das Engagement. Von der neuen Bundesregierung erhofft sich die Dekanin mehr Aufmerksamkeit für das Problem der Kinderarmut. „Die Kindergrundsicherung kann die Armut nicht vollständig lindern. Ich halte es jedoch für einen sinnvollen Weg, die Kinder unabhängig vom Einkommen der Eltern zu sichern.“
von: Von Andrea Döring
Download: Rheinpfalz, 04.11.2021