Mitte Juni 2024 durfte ich eine Woche lang Helsinki, die Hauptstadt Finnlands, besuchen. Die Reise war kein Urlaub. Sie diente der Fortbildung und wurde großzügig von der Europäischen Union mittels des ERASMUS+ Programms gefördert. Täglich nahm ich von 9 bis 16 Uhr an einer Lehrerfortbildung teil. Unter der Leitung zweier finnischer Pädagoginnen arbeitete ich mit Lehrerinnen aus Polen, Österreich und Zypern vor allem an einer Fragestellung: Warum schneiden finnische Schüler beim internationalen Schulleistungstest PISA regelmäßig  besser ab als deutsche Schüler? Was macht den Unterschied? Wo können wir besser werden?

In Finnland ist der Beruf des Lehrers sehr angesehen. Lehrende genießen großen Respekt und Vertrauen in der Gesellschaft. Viele wollen Lehrer werden, doch die Auswahl ist streng. Nur etwa 10 Prozent der Bewerber bestehen die gefürchteten Eignungstests und dürfen tatsächlich das Lehramtsstudium beginnen.

In Finnland lernen alle Schüler in Ruhe ganze neun Jahre gemeinsam. Erst danach entscheiden sie sich für eine berufliche Schule oder für die gymnasiale Oberstufe. Während der langen „Basic Education“ werden schwache Schüler gezielt gefördert. Spezielle Förderlehrer erarbeiten Förderpläne und bieten zusätzlichen Unterricht an. Erst wenn Lernprobleme oder Stofflücken behoben sind, verlässt der Schüler die Förderung. In Finnland heißt es: „Jeder war mal im Förderunterricht“. Das Versprechen „Niemand wird zurückgelassen“ ist wirklich im Schulsystem verankert. In Finnland erreichen fast alle (mehr als 99 %) den Einheitsschulabschluss, vergleichbar mit dem Hauptschulabschluss/der Berufsreife.

An Finnlands Schulen packen viele kundige Hände mit an. Neben Förderschullehrern und Sozialpädagogen gibt es an jeder Schule einen Schulpsychologen, eine Krankenschwester, Vertretungslehrer und Assistenzlehrer, die den Lehrern unter die Arme greifen, aber auch eigene Angebote machen. Es verwundert daher nicht, dass Lehrermangel und Unterrichtsausfall für finnische Schüler Fremdwörter sind.

Eine zentrale Herausforderung der Schule der Zukunft wird darin liegen, einer steigenden Anzahl schwacher Schüler zuverlässig die grundlegenden Kompetenzen zu vermitteln, sie also zumindest bis zur Berufsreife zu führen. Schule muss inklusiv wirken, Förderung muss strukturell und personell fest verankert sein, sozioökonomische Nachteile müssen abgebaut werden.

verfasst von: Sven Soltau

 

„Amos Rex“ – Das modernste und wohl beeindruckendste Museum Helsinkis
Abwechslungsreich – Meer und Wildnis sind nie weit!
Das Wahrzeichen der Stadt – Der Dom von Helsinki (vom Senatsplatz aus fotografiert)
Stolz – Die Kursteilnehmerinnen und ich mit den „Diplomen“
(hinten in der Mitte – unsere Kursleiterinnen Sannis und Hanna)

 

 

 

Rückblick:

Erasmus 2023 – BBS Technik 2 in Ludwigshafen

Die Erasmus-Akkreditierung im Bereich der beruflichen Ausbildung und Weiterbildung wurde der Berufsbildenden Schule Technik 2 in Ludwigshafen verliehen (Enriching lives – opening minds)