Jugendliche der Berufsbildenden Schulen demonstrieren gegen Wahlwerbung der Partei „Der III. Weg“
Die Wahlplakatierung von rechten Parteien vor dem Schulgelände hat zu Diskussionen unter den Schülern der Berufsbildenden Schulen in Mundenheim geführt. Mit einem stummen Protest wollten sie gestern Morgen Haltung zeigen. „Wenn die ein Zeichen setzen, dann wollen wir auch eins setzen“, sagt Jan bestimmt. „Die“, das sind die Rechtsextremisten der Splitterpartei „Der III. Weg“.
Diese hatte in der Vorwoche offenbar im Umfeld des Schulzentrums in der Mundenheimer Franz-Zang-Straße verstärkt mit Wahlplakaten für sich geworben. Durch eine Plakatoffensive mit Parolen wie „Kriminelle Ausländer raus!“ versucht die Partei derzeit, in den Landtagswahlkampf einzugreifen. „Es gibt nur noch: Dafür oder dagegen!“, heißt es dazu auf der parteieigenen Internetseite. Die Schüler waren offensichtlich dagegen: „Es wurde viel diskutiert. Warum hängen gerade die Rechten ihre Plakate vermehrt vor Schulen auf?“, sagt Jan. Seinen vollständigen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. „Aus Vorsicht“, wie der Berufsschüler sagt. Untätig wollte er dennoch nicht bleiben. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden hat er sich bei seinen Mitschülern für eine Aktion gegen die Plakatierung stark gemacht. „In vielen Klassen wurde applaudiert, als wir unser Vorhaben vorgestellt haben. Die Bereitschaft zur Unterstützung war riesig“, sagt der 27-Jährige.
Gestern Morgen haben nun zahlreiche Schüler ihr Zeichen gegen Rassismus und rechte Parolen gesetzt: „Dichter und Denker statt Idioten und Henker“, war auf einem der Banner zu lesen, das die Jugendlichen in stummem Protest vor dem Eingang der Berufsschulen Technik 1 und Technik 2 hochhielten. „Die Plakate abzuhängen oder zu überkleben, kam natürlich nicht infrage. Wir wollten ausschließlich öffentlich unsere Haltung zeigen und uns dabei auf keinen Fall strafbar machen“, erklärt Jan den Gedanken dahinter.
Verschwunden sind die Plakate dennoch. Hinter einem Gebüsch findet sich nur noch der Rest eines Exemplars, das beim Abreißen wohl beschädigt wurde. „Da ist dann wahrscheinlich jemand anderes tätig geworden“, sagt Jan dazu. „Wir haben damit aber absolut nichts zu tun.“ Fraglich ist zumindest, ob sich diese Aktion überhaupt gegen die Plakate von rechts richten sollte. Direkt vor dem Eingang zum Schulgelände ist auch die Wahlwerbung der Grünen teilweise entfernt worden. „Nazis? Nein danke!“, war darauf einmal zu lesen. Gut möglich also, dass hier einfach banale Zerstörungslust am Werk war.
Die stellvertretende Schulleiterin Carola Straus und das Lehrerkollegium begrüßten die Aktion ihrer Schüler ausdrücklich. „Gerade an einer multikulturellen Einrichtung wie der unseren ist es schön zu sehen, dass sich die Schüler so engagieren“, sagt sie. Rund 80 Prozent von ihnen haben laut ihrer Aussage einen Migrationshintergrund.
„Deutschland ist meine zweite Heimat“, sagt ein türkischer Schüler im Café nebenan. Probleme mit Rechtsradikalismus habe er noch nie gehabt. Die Aktion seiner Mitschüler findet er trotzdem wichtig: „Das Thema kocht ja zurzeit leider doch etwas hoch.“
Rheinpfalz, 17.02.2016 (Alexander Graf)